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Auszeit

Climb&Fly zwischen beruflichen Verpflichtungen

Es lässt sich darüber streiten, ob der im Kaukasus liegende Elbrus mit 5.642 m nun der höchste Gipfel Europas ist oder nicht. Fakt ist, dass der erloschene Vulkan aus zwei Gipfeln besteht – dem Westgipfel und dem Ostgipfel. Thomas Lämmle war schon oft als Bergführer am Elbrus. Im letzten Jahr sind ihm zwischen seinen beruflichen Verpflichtungen am Berg Starts von beiden Gipfeln gelungen. Dies weckte Hunger auf mehr beim erfahrenen Höhenbergsteiger.

Juni 2019. „Ich war als Bergführer mit einer Gruppe unterwegs. Wir sind erfolgreich über die Nordseite auf den Gipfel gestiegen, haben weniger Zeit gebraucht als ursprünglich geplant. Am Ende blieb sogar noch der Reservetag übrig. Den habe ich genutzt und bin nochmal allein vom Base Camp auf 2.500 Metern in einem Push auf den Ostgipfel des Elbrus. So konnte ich mein persönliches Abendteuer umsetzen.“, berichtete Thomas. Es war morgens kurz vor sechs Uhr als er den Ostgipfel erneut erreichte. Die Sonne war gerade aufgegangen, gab die erste Wärme des Tages ab. Schön war es hier oben, mutterseelenallein. Dennoch, Thomas hielt sich nicht zulange auf, legte seinen Schirm aus und startete. Kurze Zeit später landete er am Ausgangspunkt. Der Kontrast könnte nicht grösser sein. Eben noch auf dem schneeweisen Gipfel und jetzt im saftigen, grünen Gras.

„Als ich dort oben gestartet bin, das war schon etwas Besonderes. Im Schnee wegfliegen und auf den saftig grünen Wiesen landen. 25 Minuten Flugzeit statt einem mühsamen Abstieg von sechs Stunden.“

Thomas Lämmle

Im Doppelpack

Juli 2019. Thomas war wieder beruflich im Kaukasus. Er hatte noch eine Rechnung offen: ein Flug vom Westgipfel. Er startete früh, wollte mit den ersten Sonnenstrahlen am Gipfel sein. Der Aufstieg war mühsam. Je weiter er nach oben kam, desto dünner wurde die Luft. Das Atmen fiel ihm schwer. Noch pfiff der Wind um Thomas Ohren. Ob das am Westgipfel anders sein wird?

Als er oben ankam, herrschte schwacher SO Wind. „Ich realisierte, dass ich starten kann. Ein grosses Lachen breitete sich über meinem Gesicht aus.“, schwärmte Thomas strahlend. Hier oben, auf 5.642 Meter dauerte es, bis man abhebt und in der Luft ist. Er musste schnell rennen. Langsam schwebte er das Tal hinaus, sah seine Aufstiegsroute von oben – vor nicht einmal zwei Stunden war er dort unten. Sein Blick schweifte ab, in die Ferne, zum Base Camp auf 2.500 Metern. Keine 30 Minuten nach dem Gleitschirmstart kam er heil dort an.

„Ich war so schnell vom Gipfel im Base Camp. Dass ich im Juni starten konnte, war ein absoluter Traum. Dass es mir ein zweites Mal gelingt, ist unglaublich.“

Thomas Lämmle

Lust auf mehr

September 2019. Thomas war aufgrund einer weiteren Führungstour am höchsten Gipfel Afrikas, dem Kilimanjaro (5.895 m). Wieder gelang es ihm, sich zwischen den beruflichen Verpflichtungen eine Auszeit zu nehmen und einen Flug vom Gipfel zu realisieren. Zwei verschiedene Seven Summits innerhalb weniger Monate mit dem Gleitschirm. Welcher Gipfel wohl als nächstes kommt? „Von einem 8000er zu fliegen, das wäre der Wahnsinn! Mal schauen, was die Zukunft bringt“, erzählte der begeisterte Höhenbergsteiger.

Die Ausrüstung

PI 2

PI 2

Light Versatility

EASINESS 2

EASINESS 2

Über Thomas

Thomas Lämmle

Thomas zählt zu den erfolgreichsten deutschen Höhenbergsteigern, u.a. bestieg er zehn 8000er ohne Zusatzsauerstoff. Seine Leidenschaft für das Gleitschirmfliegen entdeckte er vor über 30 Jahren. Besonders die Kombination von Höhenbergsteigen und Fliegen fasziniert ihn. Für 2020 plant er ein Climb&Fly im Himalaya.