„Wir sind wahrscheinlich einfach sehr kindisch“, sagt Eliot und lacht. So kann man es auch nennen, wenn jemand die Idee hat, eine Highline zwischen zwei Gleitschirmen zu spannen. „Eines Tages hatte ich darüber nachgedacht, ob es eben nicht möglich wäre, mit so einer Leine zwei Gleitschirme zu verbinden“, erzählt Eliot. „Beeinflusst war ich wahrscheinlich von den „Flying Frenchies“. Die französischen Basejumper hatten 2014 eine Highline zwischen zwei Heissluftballonen gespannt.
„Genau als mir diese Idee kam, kontaktierte mich Thibault Cheval“, erinnert sich Eliot. Der Profislackliner hatte dieselbe Idee gehabt und wollte es unbedingt ausprobieren. „Zunächst schien das Ganze völlig absurd. Wir dachten, das sei unmöglich, aber es liess uns nicht mehr los.“ Nach längerem Nachdenken kamen die beiden schliesslich zu dem Schluss: „Das ist machbar.“
Die grösste Herausforderung bei diesem neuartigen Versuch war, das Ganze sicher zu gestalten. Zwischenzeitlich war zu ihnen noch Julien Millot von den Flying Frenchies gestossen. Er würde den zweiten Gleitschirm fliegen. Die drei begannen mit einem intensiven Training. Das Wichtigste und grösste Problem war dabei, beide Gleitschirme auf gleicher Höhe mit der gleichen Geschwindigkeit in die gleiche Richtung zu fliegen. Um dies zu schaffen, flogen Eliot und Julien fast eine Woche lang fünf Mal täglich. Anschliessend folgte ein achttägiger Filmdreh.
Jeder Versuch war extrem aufwendig. Zunächst mussten sie zum Starplatz wandern, dann die Schirme und die Kameras vorbereiten und anschliessend starten – und zwar das gesamte Team, inklusive der zwei Kameramänner und des Fotografen. Der eigentliche Versuch auf der Highline dauerte meist nur wenige Sekunden, Thibault musste sehr schnell sein. Sobald die Piloten die Highline fallen liessen, hiess es landen, alles einpacken und wieder auf den Berg wandern – für den nächsten Start. „Es dauerte alles unglaublich lange und war sehr ermüdend“, erzählt Eliot. „Aber genau dies war für mich der Grund, warum das Projekt so grossartig war.“
Am schwierigsten war es, die Leine auf Spannung zu halten ohne die Schirme dabei zu sehr zu verformen. Denn neben gleicher Geschwindigkeit und grundsätzlich gleicher Richtung, mussten die Schirme ein Stück weit auseinanderdriften, um die Spannung zu halten. Diese Balance zu finden erforderte grösstes Feingefühl. Zudem galt es, recht langsam zu fliegen. Eliot und Julien verbrachten deshalb die meiste Zeit damit, ihre Koordination zu üben. Erst als die ganze Feinabstimmung passte, konnte Thibault mit dem Balancieren über die Highline anfangen.
Im Rückblick bezeichnet Eliot es als grösste Leistung, nicht zu ängstlich gewesen zu sein und natürlich, sich nicht verletzt zu haben. „Wir wollten etwas tun, was noch nie zuvor jemand gemacht hatte und so die Möglichkeiten des Sports erweitern“, sagt er.
Das ist den Dreien ohne Frage gelungen. Im Film „Bob je quitte le navire“ haben Eliot, Julien und Thibault ihr Abenteuer dokumentiert.
Eliot fliegt seit rund 16 Jahren Gleitschirm, seit 2016 ist er im ADVANCE-Acroteam. Der 3-fache französische Meister und Gesamtweltcupsieger 2015 sucht nicht nur im Acro Herausforderungen, sondern verbringt auch viel Zeit mit dem Realisieren von Ideen in Filmen.
Julien begann mit dem Klettern erst mit 24 Jahren und wurde kurz darauf mit dem Highline-Virus infiziert. Das war 2008. Der Gleitschirmpilot, Basejumper und Wingsuitakrobat ist Mitbegründer der Flying Frenchies.
Thibault klettert, seit er denken kann. Durch den Film „I believe I can fly“ von den Flying Frenchies zog es ihn 2012 von der Slackline auf die Highline. 2015 startete er mit dem Base-Jumping.