Norwegen, Lofoten. Ein Fjord reiht sich an den anderen. Viele kleine Inseln mit Bergen, die aus dem Meer wachsen. Das Wetter ändert sich im Sekundentakt: Starker Wind peitscht Eis und Schnee ins Gesicht, dann ist es windstill. Eben noch verborgene Felsen tauchen im Dunst auf, Sonnenstrahlen kämpfen sich durch die Wolkendecke und die Landschaft bekommt Konturen. Kurz darauf hüllt der Nebel alles wieder ein. An klaren Polarnächten sind Nordlichter zu sehen. Zarte Schleier aus grünem Licht tanzen über den Himmel. Geisterhaft leuchtet die Umgebung. Diese kosmische Erscheinung, die durch ein spannendes Wechselspiel zwischen Erde und Sonne entsteht, zog auch Regi und Tobi in ihren Bann. „Nordlichter sind ein unheimliches und faszinierendes Lichtspiel gleichermassen“, schwärmte Regi.
Am nächsten Tag strahlte ihnen die Sonne ins Gesicht, weisse Berge und blaues Meer bildeten einen wunderbaren Kontrast. Sie stiegen ins Auto und fuhren los. Die Strasse schlängelte sich entlang der Fjorde, hinter jeder Kurve ein neuer phantastischer Ausblick auf die Berglandschaft. Sie fuhren, bis sie einen Gipfel sahen, der ihnen zusagte. Parkten, starteten los. Mit Ski und Schirm. Über Forststrassen und durch seichte Birkenwälder stiegen sie stetig hinauf zum Gipfel. Anfänglich war die Landschaft nur überzuckert, je weiter sie nach oben kamen, desto mehr Schnee war unter ihren Skiern. Der Blick nach hinten zeigte Fjorde und Inselgruppen. Dazwischen das blau schimmernde Meer.
Regi und Tobi hatten Glück. Das sonst so wechselhafte Wetter zeigte sich von seiner stabilen Seite. Prinzipiell lässt sich das Wetter auf den Lofoten nach der Windrichtung bestimmen. Westwind bedeutet wechselhaftes Wetter. Von starken Schneefällen bis zu sonnigen Aufhellungen ist alles möglich. Hingegen verspricht Nordost- bis Südostwind kaltes, trockenes Wetter mit vielen Sonnenstunden. Von dieser Wetterlage profitierten die Zwei und konnten viele einzigartige Touren unternehmen. Starteten je nach Verhältnissen mal vom Gipfel, mal von weiter unten. Dabei waren sie meistens allein unterwegs. Manchmal sahen sie andere Skitourengeher. Nie andere Gleitschirmpiloten.
Doch die vielen Sonnenstunden hatten auch ihre negative Seite. Der anfängliche magere Schnee schmolz, Felsen und Gras kam mehr und mehr zum Vorschein. Es kam der Punkt, an dem sie Ski gegen Wanderschuhe tauschten. Aus Ski'n Fly wurde Hike'n Fly. „Da wir praktisch jeden Tag Sonnenschein genossen, tauschten wir die Skier nach etwa zehn Tagen gegen Wanderschuhe und erlebten ausgedehnte Soaring Sessions. Mich hat das schnell wechselnde Gesicht dieser Landschaft immer wieder aufs Neue fasziniert“, erzählte Tobi.
Tobi ist professioneller Tandempilot und Fotograf. Mit dem Gleitschirm beflog er schon die ganze Welt, hielt die besondern Momente mit der Kamera fest. Wenn er nicht gerade unterwegs ist, arbeitet und lebt der gebürtige Schweizer in Interlaken.
Regi kombiniert ihre Leidenschaft für den Ausdauersport seit 2012 mit dem Fliegen. Ob auf Hochtour, Ski oder Wanderungen der Gleitschirm ist meistens mit dabei. Vor drei Jahren machte sie ihr Hobby zum Beruf – seit dem arbeitet sie als professionelle Tandempilotin in Interlaken.