Wer kennt sie schon nicht? Eiger, Mönch und Jungfrau, das weltbekannte Dreigestirn im Herzen der Alpen. Jährlich strömen tausende Touristen auf das Jungfraujoch um einen Einblick in die fantastische Bergwelt zu erhalten. Genau diese drei Gipfel haben mich zu meinem Projekt inspiriert. Es soll nicht eine klassische Begehung werden. Mit im Gepäck habe ich einen kleinen Gleitschirm, der mir das Absteigen jeweils ein wenig erleichtern soll. Meine Idee ist es, so schnell wie möglich von Stechelberg über die Gipfel von Eiger, Mönch und Jungfrau nach Grindelwald zu gelangen.
In den letzten Jahren machte der Gleitschirmsport nochmal einen grossen Schritt nach vorne. Die Schirme sind nicht nur leichter und sicherer geworden, sondern auch das Packvolumen kleiner. Mit meinem PI 2 16 mit gerade mal 2.05 kg kann ich so trotz Gleitschirm im Gepäck immer noch leicht und schnell in den Bergen unterwegs sein.
Ohne vorher zu schlafen, starte ich um Mitternacht in Stechelberg und mache mich auf Richtung Jungfrau. Nach etwa fünf Stunden erreiche ich schon den Gipfel. Ich lege meinen PI 2 aus und gleite hinunter ins Jungfraujoch. Ohne Schirm hätte ich mich nicht getraut alleine über den zerschrundenen Gletscher ins Joch abzusteigen. Nach einer etwas unsanften Landung packe ich den Schirm zügig zusammen und klettere weiter zum Mönch.
Auf dem Gipfel bläst mir ein böiger Nord-Ost-Wind ins Gesicht und ich merke schnell, dass mir ein Start mit dem Schirm zu riskant ist. Eigentlich habe ich mehr Bedenken vor der Landung, denn mein nächster Landeplatz liegt direkt im Lee des Eigers. Die dadurch entstehenden Turbulenzen könnten mit bei der Landung gefährlich werden. So steige ich zu Fuss über den Nordgrat ab und quere über die Eigerjöcher zum Gipfel des Eigers. Hier weht der Wind schon etwas günstiger, jedoch auch nicht ganz optimal. Der Startplatz auf dem Eiger ist sehr exponiert und lässt keine Fehler zu. Einen Startabbruch oder gar Fehlstart kann man sich hier nicht leisten. Daher entscheide ich, etwas abzusteigen starte beim Genferpfeiler. Das Gelände ist dort etwas flacher.
Ich fliege direkt von der Nullgradgrenze ins 30 Grad warme Tal. Bevor ich den Schirm zusammenfalten kann, muss ich mich erst mal setzen. Das Hinunterspiralen hat mir das Blut in die Beine gepresst. Auch der Schlafmangel macht sich nun bemerkbar. 11 Stunden und 43 Minuten nach meinem Aufbruch in Stechelberg, 4300 Höhenmeter und 31.5 Kilometer später stehe ich jetzt in Grindelwald. Die vielen Erlebnisse der letzten Stunden sind kaum zu beschreiben. Davon werde ich noch lange zehren.