Wir hatten einen sehr heissen Sommer, stabile Schichtungen und viel Wind“, erinnerte Tom sich. Die thermisch fliegbaren Orte waren rar. Für Trysil, einem kleinem Dorf in der Nähe des Femundsmarka Nationalpark, schien die Prognose jedoch vielversprechend. Fast mystisch liegt es im Südosten Norwegens, umgeben von mächtigen Wäldern. Ein Ort am Rande der Welt. Bären sind keine Seltenheit, Rentiere und Elche die Regel. Aufdrehen und wegfliegen ist mühsam. Zurücktrampen ein Alptraum. Wer hier auf Strecke gehen will, muss sich seiner Sache sicher sein. Die zwei Norweger wollten es wissen, entschieden sich, fernab der Zivilisation, ihr Biwakabenteuer zu beginnen. Sie legten ihre Schirme aus. Einer nach dem anderen hoben sie ab. Schwebten vom Trysilfjellet, dem Startplatz gleich neben der Ortschaft Trysil, hinein ins Abenteuer.
Kreis um Kreis schraubten sich die zwei Omega X-Alps 3 in den Himmel. Je höher sie kamen, desto weitläufiger wurde die Wildnis unter ihnen, die Abgeschiedenheit immer spürbarer. „Wir flogen gemeinsam, waren begeistert von der Aussicht. Die Freiheit, die einem ein Gleitschirm gibt, ist unbeschreiblich“, schwärmte Tom. Entlang einer Wolkenstraße kämpften sie sich in Richtung Norden, bis nach Stunden endlich der Biwakplatz in Sichtweite kam. In einer Gegend, die kaum Menschen zu Gesicht bekommt – mitten im Nirgendwo. Die Zwei landeten in einem Mosaik aus Moos von dezentem Grün, in sattem Braun, bis zum tiefem Blau. Einer Landschaft von solcher Schönheit, dass es in Worte kaum zu fassen ist. „Ein Farbenmeer hiess uns Willkommen, deutlich spürten wir die Wärme der Sonne. Südöstlich von uns lag der Femunden See – in seinem ruhigen und klaren Wasser spiegelte sich die Landschaft wider“, erinnerte sich Tom. Mit jeder Minute, die verging wurde es ein wenig kälter bis schliesslich der gelb glühende Ball hinter dem Horizont verschwand.
Natürlich wären sie gerne länger geblieben, hätten die Wildnis, die wundervolle Stille an diesem Morgen weiter ausgekostet. Der Wind sollte jedoch im Tagesverlauf auffrischen. Zu hoch war das Risiko, nicht mehr starten zu können. Zu weit der Weg zur nächsten Straße. Tom und Mikael brachen auf. Flogen weiter in Richtung Norden. Zeit spielte keine Rolle mehr, es zählte nur noch der Moment. In ihnen brannte das Verlangen, diese Wildnis mit der Leichtigkeit eines Gleitschirms weiter und weiter zu erkunden. Für immer in der Luft zu schweben.
Doch die Natur hatte andere Pläne. Während die zwei Männer den Wasserzulauf am Femunden See, die nördliche Grenze des Nationalparks überquerten, nahm der Wind kontinuierlich zu. Ähnlich wie bei einem schönen Traum, aus dem man widerwillig erwacht, zwang die Schwerkraft die beiden Piloten sanft zurück auf die Erde. Tom und Mikael blickten sich an, erfüllt von vollkommener Zufriedenheit. Ob das Eichhörnchen nach seiner Nuss Ähnliches verspürt?
1. Tag: 130 km (Flug im XContest)
2. Tag: 27 km (Flug im XContest)
Tom Salamonsen begannen als Teenager mit dem Gleitschirmfliegen und gehört mittlerweile zu den besten XC-Piloten Norwegens. Zusammen mit Mikael Benjamin Ulsturp hat er 10 Mal die norwegische XC-Liga gewonnen und einige norwegische Rekorde aufgestellt.
Mikael Ulsturp begannen sehr früh mit dem Gleitschirmfliegen und gehört mittlerweile zu den besten XC-Piloten Norwegens. Zusammen mit Tom Salamonsen hat er 10 Mal die norwegische XC-Liga gewonnen und einige norwegische Rekorde aufgestellt. Mittlerweile ist am liebsten beim Biwakfliegen unterwegs.