Mit über 50 Bergen über 5.700 Metern Höhe ist die 180 Kilometer lange Cordillera Blanca die höchste Gebirgskette Amerikas. Höchster Berg der Weissen Kordillere sowie Perus ist der 6.768 Meter hohe Huascarán. Er war eines der Ziele des Schweiz-Österreichischen Bergsteigerquartetts. Sturm und gesundheitliche Probleme eines Teammitglieds vereitelten jedoch diesen Gipfel. In die Luft kamen die vier Alpinisten während ihres Peru-Aufenthalts trotzdem. Peter berichtet:
„Nachdem wir alle Vorbereitungen in der 3.052 m hoch gelegenen Stadt Huaraz getroffen hatten, brachten wir unser gesamtes Material mit Hilfe von fünf Eseln zum Basecamp (4.350 m) im Ishinca Valley. Von hier wollten wir unter anderem auf den Tocllaraju (6.032 m) klettern. Doch vorerst galt unsere Aufmerksamkeit noch der weiteren Akklimatisation und dem lokalen Windsystem.
Zwei Tage warteten wir vergeblich auf einen Talwind. Es herrschte ein starker überregionaler Ostwind, der von Gletscherfallwinden unterstützt wurde und stark und böig talauswärts blies. Wir begannen, Windaufzeichnungen zu führen und versuchten dann aufgrund unserer Beobachtungen geeignete Flugbedingungen ausfindig zu machen.
Der Wind setzte gegen 9 Uhr morgens schlagartig ein, nahm an Stärke und Turbulenz im Tagesverlauf zu und ließ erst gegen Abend hin nach. Die letzte halbe Stunde des Tages war meist die vielversprechendste. Wir beschlossen, den 5.350 m hohen Urus Este für einen Abendflug zu besteigen.
Entgegen jeder bergsteigerischen Logik, starteten wir gegen Mittag. Dank geringer technischer Schwierigkeiten und nahezu spaltenloser Gletscher war das problemlos möglich. Dennoch ernteten wir einige fragwürdige Blicke entgegenkommender, absteigender Alpinisten.
Kurz vor Sonnenuntergang, als vier Gleitschirme vor der eindrücklichen Gletscherkulisse ins Basecamp abglitten, dürften sich ihre Gesichtsausdruck geändert haben. Wir hatten den Wind richtig eingeschätzt. Als wir am Gipfel ankamen herrschte nur noch leichter Ostwind und die Luft war nahezu ruhig. Perfekte Start- und Flugbedingungen. Freude und Motivation breitete sich in uns aus. Für uns alle war es der erste Start von einem Gipfel über 5.000 m.“
Nachdem Simon und Julian im Ishanka Tal durch die Nordwand des Ranrapalca (6.162 m) geklettert und Peter mit Wolfgang auf den Ishinca (5.530 m) gestiegen waren, aber beide Seilschaften wegen zu viel Wind nicht von den Gipfeln hatten starten können, wechselten sie nach einem Zwischenaufenthalt in Huaraz ins Paron Tal. Dort kletterten sie durch die 750 m lange Bigwall (6b/A0) der Felsformation La Esfinge (5.325 m). Die anschliessende Tour auf den Huascaran Sur (6.768 m) mussten sie wegen gesundheitlicher Probleme eines Teammitglieds und kritischer Bedingungen abbrechen. Mit dem Gleitschirm konnten sie sich jedoch weiter unten den langen Abstieg verkürzen. Zu starker Wind war auch in den folgenden Tagen das Hauptproblem.
Wieder zurück in Huaraz nutzten Peter und Wolfgang die verbleibende Zeit noch für einen Aufstieg auf den Vallunaraju (5.684 m). Um Mitternacht brachen sie auf, um die 1.600 Höhenmter zu überwinden. Sie erreichten den Gipfel eine Stunde nach Sonnenaufgang. Es war windstill! In aller Ruhe legten sie ihre Gleitschirme aus und starteten direkt der Sonne entgegen nach Nordosten. Ihr Flug führte sie in absolut ruhiger Luft an wilden Gletschern und Felsformationen vorbei direkt nach Huaraz. 2.700 Höhenmeter später landeten sie auf einem Fussballfeld am Rande der 119.000 Einwohner-Stadt. „Unser eigentliches Ziel, vom Huascaran Sur zu fliegen, haben wir zwar nicht erreicht – dennoch blicken wir auf eine interessante Zeit mit vielen neuen Erfahrungen und anderen Erfolgen zurück“, erzählt Peter.
Die Schweizer Simon Blaser und Julian Zanker sowie die Österreicher Wolfgang Rainer und Peter Salzmann verbinden ihre Leidenschaft fürs Fliegen (Gleitschirm & Wingsuit) gerne mit dem Bergsport. Bei abenteuerlichen Gipfel-Projekten stellen sich die vier immer wieder neuen Herausforderungen.