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Jurassic Coastline

Liebe auf den ersten Blick

Ein Kalenderbild hat den Fotografen Adi Geisegger vor Jahren in seinen Bann gezogen. Bis er das Sujet endlich vor der eigenen Linse hatte, dauerte es. Mit Melanie Weber und dem Engländer Jack Pimblett reiste Adi zum Objekt der Begierde. Das Trio schöpfte alle fliege­rischen Möglichkeiten aus, um die Kreidefelsen an der südenglischen Küste ins beste Licht zu rücken.

Das Weiss leuchtet. Fällt ins Auge. Da­ne­ben Blau. Ein helles, leuchtendes Meeres­blau. Dann ist da noch Grün. Nicht irgendein Grün, sondern ein leuchtendes, kräftiges Grün. Drei Farben, die einen perfekten Kontrast bilden. Die Rede ist von einem Kalenderfoto der Jurassic Coastline in England. Die schneeweisse, makellose Steilküste zieht einen in den Bann, umgeben vom tiefen Blau des Meeres und dem satten Grün der Wiesen. Kein Wunder, dass Adi Geisegger beim Blick auf das Foto fasziniert war und der Wunsch entstand, diese kontrastreiche Landschaft im Süden Englands mit dem Gleitschirm zu erkunden.

Wechselhaftes englisches Wetter

Die Jurassic Coastline befindet sich am südenglischen Ärmelkanal und erstreckt sich über eine Länge von 150 Kilometern. Beim Recherchieren stellte sich heraus, dass an dieser Küste durchaus geflogen wird. Allerdings beschränkt sich die Fliegerszene auf einen kleinen Abschnitt. Adi aber möchte mehr, er möchte über die makellosen Felsabbrüche fliegen. Dort, wo die Kreidefelsen am eindrücklichsten sind. Wie auf dem Kalender. Das Bild, dass sich so sehr bei ihm eingeprägt hat.
„Als ich meiner langjährigen Fliegerfreundin Melanie Weber von der Idee erzählte, hatte sie Bedenken: Das englische Wetter ist unsicher. Was, wenn es nur regnet und wir nicht in die Luft kommen?“ Wenn man es nicht probiert, dann kann es nicht klappen“, war hingegen Adis Devise, und so wurde die Planung konkreter. „Durch einen Zufall lernte ich Jack Pimblett kennen. Der junge, aufsteigende Acroflieger war sofort bei unserem Vorhaben dabei.“

Jack, Melanie und Adi warten das passende Wet­ter­fenster ab, um von Deutschland nach England zu starten. Als sie an­kamen, prasselte der Regen nur so auf ihr Auto­dach. Das vermeintliche Wetter­fenster brachte typisches, englisches Wetter. „Ob Mela­nie recht behalten sollte?“ Adis Ge­dan­ken kreisten um den letzten Wet­ter­check – er versprach Besserung für den nächsten Morgen. Im Moment sah es nur nicht danach aus. „Hoffentlich irrten sich die Meteorologen nicht“ – waren die letzten Gedanken, bevor Adi in einen tiefen Schlaf fiel.

Früh klingelte der Wecker. „Als ich aufwachte, lauschte ich. Rechnete damit, das Prasseln des Regens zu hören. Aber da war kein Prasseln mehr“, erinnerte sich Adi.

„Mich hat dieses Kalenderfoto so fasziniert. Ich wollte dort unbedingt zum Fliegen und Foto­­grafieren hin. Letzten Sommer haben wir unsere Ausrüstung gepackt und sind losgefahren.“

Adi Geisegger

Über dem Weltkulturerbe

Keine zwei Stunden, nachdem der Wecker ge­klingelt hatte, breiteten sie ihre Schirme aus. Der Wind war perfekt und sie fanden ideale Soa­ring­bedingungen über den berühmten Kreidefelsen vor. Die Jurassic Coast­line war unglaublich schön. Hier, im Auf­wind­band hängend, fühlten sie sich mehr als privilegiert. Waren glücklich. Der Wunsch, der vor einigen Jahren mit einem Kalenderfoto begann, erfüllte sich. „Wieder bot sich mir der perfekte Kontrast zwischen blauem Meer, weissen Felsen und grünen Wiesen. Dieses Mal bewunderte ich die Landschaft mit eigenen Augen, machte Fotos.“ Melanie, Jack und Adi star­te­ten am normalen Startplatz, entfernten sich aber schnell von diesem. Je weiter sie wegkamen, desto höher wurde der Ner­ven­kitzel. Toplanden war die einzige Landemöglichkeit. Unter ihnen das Meer, neben ihnen die Kreidefelsen. „Ich war ziemlich aufgeregt in Anbetracht unserer Exponiertheit. Gleichzeitig war es unglaublich schön, über die Felsen zu fliegen. Wir waren komplett allein“, schwärmt Melanie. „Ich weiss nicht, ob ein Pilot jemals solange und soweit über die Kreidefelsen geflogen ist. Ich hab jeden Moment genossen. Wahnsinn, was die Natur schaffen kann. Die strahlend weissen Felsabbrüche gehören nicht ohne Grund zum UNESCO-Weltkulturerbe“, erzählt Jack.

„Wenn man es nicht probiert, kann es nicht klappen.“

Adi Geisegger

Fliegerische Möglichkeiten

Pünktlich zum zweiten Frühstück landeten sie, blickten zurück auf einen wunderschönen Soaringflug. Freuten sich, dass das englische Wetter ihnen eine Flug­möglichkeit gewährte und sie die Gelegenheit hatten, die Felsen so lang und genau aus der Luft zu betrachten.

Abends bot sich erneut eine Chance, in die Luft zu kommen. Dieses Mal hatte es allerdings keinen Wind, glücklicherweise hatte das Trio Paramotoren dabei. Perfekt, um zu einem gemeinsamen Motorflug im Sonnenuntergang aufzubrechen. Die Drei genossen es, unabhängig von jeglichen Windsystemen und Thermiken zu sein. Wieder flogen sie entlang der Kreidefelsen. Mit Motorunterstützung gab es kein Ner­ven­kitzeln mehr, dafür entdeckten sie die Landschaft neu. Die untergehende Sonne tauchte alles in ein Farbenmeer aus Rot, Gelb und Orange. Mit dem allerletzten Licht landeten sie, blickten zurück auf einen wunderschönen Flugtag.

„Wir hatten ideale Soaringbedingungen über den berühmten Kreidefelsen. Diese kontrastreiche Landschaft mit eigenen Augen zu sehen war noch schöner als das Kalenderfoto.“

Adi Geisegger

Die Ausrüstung

EPSILON 9

EPSILON 9

The Joy of Flying

SUCCESS 4

SUCCESS 4

Safety & Comfort First

Das Team

Jack Pimblett

Jack fliegt seit dem Alter von drei Jahren, als ihn sein Vater das erste Mal mitnimmt. Mittlerweile ist er in den Top Ten des Acroweltcups und auf der ganzen Welt beim Gleitschirm­fliegen ­unterwegs. Jack gibt sein Wissen ausserdem bei Coachings und Sicherheitstrainings weiter.

Melanie Weber

Melanie hat vor sieben Jahren das Gleitschirmfliegen für sich entdeckt, als Hike&Fly-, Paramotor- und Streckenpilotin liebt sie es, neue Fluggebiete zu entdecken und so auf einen Trip wie diesen auf Entdeckungsreise zu gehen.

Adi Geisegger

Adi fliegt seit den frühen 1990er Jahren Gleitschirm und Drachen. In den vergangenen Jahren ist der Fotograf und Filmer auch immer öfters mit dem Paramotor anzutreffen.