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Lake to Lake

Bayerisch-Tirolerische Märchenrunde mit Paramotor

Die Idee trug Adi Geisegger aus dem Allgäu schon lange in sich: einmal die schönsten Bergseen im Dreiregionen-Eck Allgäu, Tirol und Oberbayern in einem Flug zu einem Dreieck zu verbinden. Mit dem Paramotor kein Problem, wird sich mancher Freiflieger denken. Bei 140 Kilometern Gesamtstrecke mit nur einer Tankfüllung, komplizierten Talwindsystemen und wenigen Landemöglichkeiten ist es aber zu ein Abenteuer der speziellen Art. Adi berichtet …

Der eigentliche Plan

Der Flugplatz in Agathazell in der Nähe von Sonthofen im Allgäu, erwacht gerade aus der Dämmerung als wir unsere Motoren zum Start vorbereiten. Um diese Zeit herrscht hier noch Bergwind, das heisst super Startbedingungen für uns. Trotz der bis zum Rand mit Benzin gefüllten Tanks heben wir nach wenigen Schritten problemlos ab.

Unser Plan war, mit dem Westwind in tieferen Lagen über das Tannheimer Tal und den Haldensee ins Lechtal zu fliegen und von dort über Reutte und den Plansee direkt bis zum Eibsee am Fusse der Zugspitze. Vor den Felsflanken des höchsten Berg Deutschlands ginge es dann mit dem Ostwind in der Höhe zurück nach Reutte, von dort zu den Märchenschlössern Neuschwanstein und Hohenschwangau und über den Alpsee sowie den Forggensee bei Füssen wieder nach Agathazell.

Schnelle Entscheidungen sind gefragt

Doch es sollte anders kommen. Die abfliessende Kaltluft aus den Bergen, die normalerweise nur eine Schicht von wenigen hundert Metern ausmacht, reicht fast bis auf 1500 Meter Höhe! Dementsprechend pendelt unser Groundspeed im einstelligen Bereich. Zähe Minuten vergehen. Endlich tauchen wir in eine andere Luftmasse ein. Der Westwind trägt uns schnell über das Tannheimer Tal und den Haldensee hinweg ins Lechtal. Auch in tieferen Lagen geht es jetzt flott vorwärts. Wir erreichen Reutte in Tirol und fliegen Richtung Plansee, die Schlüsselstelle des Projekts. Das Tal, in dem der Plansee liegt, ist schmal und dicht bewaldet, am Ufer gibt es kaum Landemöglichkeiten. Wir riskieren es trotzdem.

„Die Strecke ist alles andere als ein Highway für Motorflieger.“

Adi Geisegger

Und müssen unerwartet umdrehen. Eine tiefe Wolkenbank versperrt die weitere Route vom Plansee zum Eibsee! Plan B muss her. Kurzerhand weichen wir über den Heiterwangersee aus, um dann über Leermoos und Ehrwald zum Eibsee zu gelangen. Wohlwissend um den höheren Spritverbrauch und damit der Gefährdung unseres Projekts …

Glück gehabt

Der Talwind ist jedoch auf unserer Seite. Mit teilweise 70 km/h sind wir schneller als die zahlreichen Urlauber in ihren Autos unter uns. Tief unter uns taucht schliesslich der Eibsee auf. Eine unwirklich anmutende Wasserlandschaft, die Farben scheinen surreal, in der glatten Wasseroberfläche spiegeln sich die Wolken.

„Wir schnurren über diese Landschaft, die mit ihren Farben einen Hauch von Karibik verbreitet.“

Adi Geisegger

Acht kleine Inseln leuchten – bedingt durch die Untiefen an ihren Rändern – türkisgrün aus dem ansonsten tief dunkelblauem Wasser hervor. Ihr Ursprung liegt über 3.400 Jahre zurück. Bei einem Felssturz stürzten damals riesige Felsbrocken ins Wasser. Die geschätzte Energiefreisetzung entsprach 2.9 Megatonnen TNT.

Das Märchenschloss Neuschwanstein im Fokus

Nach zwei Überflügen ist abrupt Schluss. Der Blick auf den Spiegel Richtung Tank zeigt nur noch 4.2 Liter – höchste Zeit, umzukehren! Der Rückweg wird gute zwei Stunden in Anspruch nehmen. Wir machen Höhe und freuen uns: Der Blick zum Plansee ist frei! Die Wolken haben sich aufgelöst. In uns steigt die Hoffnung, in der östlichen Höhenströmung mit Minimalgas nach Reutte und weiter Richtung Füssen zu unseren beiden letzten Seen, den Alpsee mit dem berühmten Schloss Neuschwanstein und zum smaragdafarbenen Forggensee zu kommen.

Von hier zeigt der Anflugrechner des Varios noch eine Stunde Flugzeit an. Gegen den Westwind mit einem Groundspeed immer unter der 30 km/h-Marke mit nur noch 2.5 Litern Benzin im Tank könnte es knapp werden …

Doch der Wettergott ist mit uns. Der Himmel lichtet sich und die Thermik hilft uns beim Spritsparen. Mit Steigen bis zu 4 m/s gleiten wir teilweise im Standgas zurück zum Flugplatz. In uns macht sich ein Gefühl breit als wären wir eben aus einem Traum erwacht.

„Wir haben uns für einen EPSILON 8 entschieden, weil er die optimale Kombination aus Leistung und Sicherheit für unser Unternehmen war. Dadurch konnten wir den Verbrauch unserer Mini Plane Top 80 Motoren bis auf 1,8 Liter proStunde reduzieren und die Strecke mit nur einer einzigen Tankfüllung bewältigen.“

Adi Geisegger

Die Ausrüstung

EPSILON 8

EPSILON 8

Motor Risers

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Die Route

Vom Flugplatz Agathazell im Allgäu über das Tannheimer Tal mit dem Haldensee ins Lechtal. Von Reutte über den Heiterwangersee bis zum Eibsee am Fusse der Zugspitze. Über den Plansee, vorbei an Schloss Neuschwanstein und über den Alp- und Forggensee nach zurück nach Agathazell (140 km, ca. 5 h Flugzeit). Die Strecke ist nicht einfach für Motorflieger. Die Talwindsysteme sind um diese Jahreszeit  schon sehr ausgeprägt, und verlangen viel Erfahrung was das Beurteilen von Luv und Lee anbelangt. Adi und sein Team machten sich die Windsysteme zunutze, um die Strecke an einem Stück ohne Zwischenlandung meistern zu können.

Das Team

Robert Blum

Robert war einer der ersten deutschen Piloten, konnte 2013 die deutsche Streckenflugmeisterschaft für sich entscheiden. Am liebsten reist er mit seinem Gleitschirm in ferne Länder auf der Suche nach Neuland.

Melanie Weber

Melanie hat vor sieben Jahren das Gleitschirmfliegen für sich entdeckt, als Hike&Fly-, Paramotor- und Streckenpilotin liebt sie es, neue Fluggebiete zu entdecken und so auf einen Trip wie diesen auf Entdeckungsreise zu gehen.

Michi Maurer

Gleitschirmfliegen ist Michis Beruf. Er ist ein erfahrener Wettkampfpilot und leitet das Testteam bei ADVANCE.